„Petersberg gestern und heute“: 30 Jahre Rekonstruktion der Festung
Bis zum 31. Dezember 2023 wird die Ausstellung „Der Petersberg gestern und heute“ den Blick noch einmal zurück richten. 20 Tafeln – über das Festungsgelände verteilt – sollen an den in den 1990-er Jahren vorgefundenen Zustand der Zitadelle Petersberg erinnern und an die gewaltigen finanziellen und personellen Anstrengungen der Stadt Erfurt, die Festung zu sichern, zu sanieren und zu nutzen.
Zwei Führungen bewegen sich entlang der Open-Air-Fotoausstellung. Sie finden am 29. November und am 6. Dezember jeweils 13 Uhr statt. Treffpunkt ist am Domplatz, am Fuße des Petersbergs. Eine kostenfreie Kuratorenführung in der Ausstellung „Modell Innenstadt“ wird am Donnerstag, dem 7. Dezember, um 15 Uhr im Stadtmuseum angeboten. Um Anmeldung unter 0361 655-6092 wird gebeten.
Hintergrund
Der Petersberg – inmitten der Stadt fristete er über Jahrzehnte ein Dasein hinter den Kulissen. Polizei und Staatssicherheit hatten dort ihr Domizil, schotteten sich und die Festung ab. Mit dem Fall der Mauer fielen auch hier die Zäune, der Petersberg war wieder begehbar und wurde erlebbar. Dies vor allem durch seine aufwendige Rekonstruktion.
Die Zitadelle Petersberg wurde 1665 errichtet und bis zur Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrfach verstärkt und erweitert. 1873 entfestigt, war sie bis 1963 teilweise noch militärisch genutzt. In den 60er Jahren gingen große Teile der Festung in die Rechtsträgerschaft der Stadt Erfurt über. 1963 wurde ein kleiner Teil der Festung touristisch genutzt, die Aussichtsplattform auf der Bastion Leonhard wurde eröffnet und Planungen zur kulturellen Nutzung der Festung gemacht. Dennoch verfiel ein großer Teil der Festungsmauern und der historischen Gebäude. Die gewaltigen Festungsmauern, aber auch die historischen Gebäude waren kaum noch wahrnehmbar und in ihrem Bestand gefährdet.
Gleich nach der politischen Wende 1989 verfolgte die Stadt Erfurt das Ziel, in Besitz der Grundstücke und Gebäude auf dem Areal der Festung zu gelangen, ihren Bestand zu sichern und die historischen Gebäude mit angemessenen Nutzungen zu versehen.
1990 wurde der Beschluss gefasst, eine Bauhütte nach dem Vorbild der Dombauhütten zu gründen. 1991 begann die Arbeit der Bauhütte mit festen Mitarbeitern, deren Aufgabe es unter anderem war, die Arbeit der vielen ABM-Mitarbeiter zu koordinieren.
Vordringliche Maßnahmen waren die Beräumung der Anlage, die Beseitigung von Wildwuchs, die Sicherung der Festungsmauern, die Erschließung der Horchgänge, die Neugestaltung der Wege und Flächen und vieles mehr.
Leitlinie für alles praktische Handeln an den Festungswerken war eine von der Stadt Erfurt und dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie erarbeiteten und beschlossenen Zielstellung, den Festungscharakter der Gesamtanlage hervorzuheben und die Zitadelle erstmals in ihrer jahrhundertelangen Baugeschichte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Kasernement, grüner Hügel, Akropolis. Die historischen Ideen für den Petersberg
Grundlegende, neue Ideen für den Petersberg sprudeln aber schon viel länger; vor allen seit der Entfestigung der Stadt im Jahr 1873. Kaiserzeit, Weimarer Republik, NS-Zeit und Nachkriegszeit visionierten neue Stadtkronen für die Zentralstadt Erfurt. Im klaren Kontrast zur abgeschlossenen und horizontal liegenden Festung sollten unter anderem offene Plätze mit raumdominierenden Vertikalen errichtet werden. Ob das Bollwerke der Herrschaft, eine Akropolis oder schlicht neue Wahrzeichen der Stadt hätten werden sollen, darüber lässt sich diskutieren. Die Zeichnungen dazu sind Teil der laufenden Ausstellung „Modell Innenstadt. Planungen für die Mitte von Erfurt“ im Stadtmuseum. Sie werden im Rahmen einer Kuratorenführung durch Dr. Mark Escherich erläutert.